Was ist  Somatic Experiencing (SE)® und wie läuft eine Sitzung ab?

Wenn der Körper spricht, erzählt er oft Dinge, die der Verstand längst vergessen hat.

Somatic Experiencing® (SE) öffnet einen stillen, achtsamen Raum, in dem sich gebundene Lebensenergie wieder ins Fliessen bringen darf – sanft, natürlich, im eigenen Tempo.

In meiner Begleitung verbinde ich SE mit Elementen aus der Polarity-Arbeit: das bewusste Pendeln zwischen Anspannung und Entspannung, zwischen Innen und Aussen, schafft Sicherheit und Tiefe.

Hier erfährst du, wie SE wirkt – und wie ein behutsamer Weg zurück zu innerem Gleichgewicht aussehen kann.

Somatic Experiencing – Trauma lösen im Rhythmus der Natur

Somatic Experiencing (SE) ist eine sanfte und zugleich tiefgreifende Methode zur Verarbeitung von Trauma. Entwickelt wurde sie von Dr. Peter Levine, der über viele Jahre hinweg das Verhalten traumatisierter Menschen erforscht hat – sowohl aus psychologischer als auch aus medizinischer Sicht. Sein Anliegen war es, einen natürlichen Weg zu finden, wie sich die im Körper gebundene Energie eines Schock- oder Entwicklungstraumas wieder in Fluss bringen lässt.

Trauma entsteht nicht durch das Ereignis selbst, sondern dadurch, dass der Organismus in einem Zustand der Überwältigung steckenbleibt – meist in Form von Erstarrung. Wird dieser Zustand nicht zu Ende geführt – also nicht entladen oder aufgelöst –, bleibt die gebundene Energie im Nervensystem aktiv und führt auf Dauer zu Symptomen wie Angst, Schlafstörungen, innerer Unruhe oder chronischer Anspannung.

SE begleitet Menschen dabei, diesen eingefrorenen Zustand achtsam zu vollenden. Levine spricht davon, „eine unterbrochene Handlung zu Ende zu bringen“. Dieser Prozess geschieht nicht im Kopf, sondern im Körper – dort, wo die instinktiven Schutzreaktionen wie Flucht, Kampf oder Erstarrung angelegt sind.

Was wir oft fürchten – Zittern, Hitzewellen, Wellen von Emotionen – sind in Wahrheit Ausdruck von Selbstregulation.
Der Körper beginnt, sich selbst zu entladen, zu befreien. Was im Alltag als unangenehm oder „zu viel“ erlebt wird, ist eigentlich ein intelligenter Heilimpuls des Körpers. Die Natur hat uns diesen Prozess geschenkt – er ist in uns angelegt.

Ein Blick in die Wildnis zeigt, wie ursprünglich und heilsam dieses Verhalten ist: Tiere, die eine bedrohliche Situation überlebt haben, zittern sich danach frei. Sie bleiben nicht traumatisiert, weil sie der Energie erlauben, den Körper zu verlassen. Dieses natürliche Wissen wohnt auch uns Menschen inne – wir haben nur verlernt, ihm zu vertrauen.

Ein zentrales Werkzeug in der SE-Arbeit ist das sogenannte Felt Sense – ein achtsames Spüren nach innen, jenseits von Bewertung oder Analyse. Es ist ein Lauschen auf die Sprache des Körpers, ein Einlassen auf das, was sich zeigen will – mit feiner Präsenz und in kleinen, gut dosierten Schritten.

Wichtig sind dabei auch die Ressourcen – innere oder äussere Anker, die Sicherheit und Halt geben. Die SE-Arbeit pendelt zwischen dem Kontakt mit dem Trauma und den ressourcevollen Zuständen. Diese Bewegung – Levine nennt sie „Pendulation“ – ermöglicht es dem Nervensystem, sich allmählich zu regulieren. Nicht in linearen Geschichten, sondern in Wellen, Impulsen und inneren Bildern, die oft überraschend und heilsam ineinandergreifen.

Und: Nicht alles, was in einer SE-Sitzung auftaucht, muss exakt so geschehen sein. Das Gehirn arbeitet prozessorientiert, nicht chronologisch. Es stellt die Puzzleteile so zusammen, wie es für die Heilung stimmig ist.

Peter Levine hat mit SE einen Raum eröffnet, in dem Menschen wieder Vertrauen finden können – in sich selbst, in ihren Körper und in die Weisheit, die jenseits des Denkens liegt. Ob akute Schocktrauma, frühe Entwicklungstrauma oder kollektive Erfahrungen – SE bringt Bewegung dorthin, wo etwas festgehalten wurde. Es bringt Leben zurück.

Im nachfolgenen kurzen Video wird auf einfache Weise die wesentliche Grundlage erklärt.